Frankreich 2022 (Normandie, Bretagne, Paris): Aufbruch ins Ungewisse

Vor Beginn unseres Roadtrips nach Frankreich haben wir uns eine ungefähre Reiseroute überlegt. Um uns größtmögliche Flexibilität und Freiheit zu behalten, haben wir – bis auf den Pariser Campingplatz – nichts gebucht. Stehen bleiben, wo es uns gefällt, war unser Motto.

Rock im Dorf

Unser Van ist Reisemobil aber auch Alltagsfahrzeug. Daher haben wir keine fixen Campingeinbauten wie Bett oder Küche. Hans Peter hat vor einiger Zeit eine mobile Campingbox gebaut, in der wir Küchenutensilien, Lebensmittel und Werkzeug aufbewahren. Die Box fungiert auch als schnell aufgebautes Bett – zwei Siebdruckplatten, darauf Isomatten und Futons von Gea. Darauf schlafen wir oder die Kinder. Auf dem Dach kurbeln wir dann unser Dachzelt auf, in dem noch einmal 2 Personen Platz haben. Minimalistisch, aber zweckmäßig. Schlafen auf engstem Raum. Wohnen im Freien. Als Stauplatz wurden die beiden Vordersitze verwendet. Nach einer längeren Einpackzeremonie konnten wir endlich starten. Erster Fixpunkt: Kirchdorf an der Krems – Rock im Dorf. Warum nicht mit einem Musikfestival starten?! Dort trafen wir uns mit Freunden, bevor wir dann zu viert nach Frankreich aufbrachen.

Einmal schnell durch Deutschland

Am 24. Juli, ungeduscht (leider waren die Festivalduschen zu), brachen wir auf. Mit Festivalvibes im Körper fuhren wir los. Einen ersten Stopp machten wir an einem Autobahnsee. Idylle ist etwas Anderes, aber wir sprangen kurz ins kühle Nass und das Flair auf der Wiese ähnelte dem auf der Donauinsel in Wien. Überall wurde gegrillt bzw. Party gefeiert.
Nachdem wir die deutsch-französische Grenze erreicht hatten, fanden wir einen Stellplatz am Rhein. Frühmorgens fuhren wir Richtung Normandie weiter. Um uns ein bisschen die Füße zu vertreten, machten wir einen Zwischenstopp in Reims und besichtigten die Kathedrale und den Altstadtkern.

Unruhige Nacht aber wunderbarer Start in den Tag

Gegen 23 Uhr kamen wir in Etrétat (Normandie) an. Es war stockdunkel, unsere Handys waren aus (wir hatten Ladeprobleme) und der Campingplatz war voll. Daher konnten wir auf der großartigen Park & Night App nicht nachsehen, wo es noch Stellplätze gab. Diese App wurde uns auf unserer Reise unersetzlich. Eine Stunde fuhren wir ziellos in der Gegend herum, bis wir uns todmüde entschieden, am Straßenrand (kein Parkverbot) stehen zu bleiben. Schlaftrunken kurbelten wir das Dachzelt auf und stellten den Wecker auf 7 Uhr, damit wir unentdeckt aufbrechen konnten. Der Schlaf war nicht gerade erholsam, da unzählige Autos vorbeifuhren. Aber vor allem, weil wir wie die Sardinen in der Dose zu viert im Dachzelt lagen. Das ermöglichte uns einen schnellen Start um 8 Uhr zu den berühmten Falaises d´Etrétat. Mit leerem Magen erklommen wir die wunderbaren Felsformationen und genossen die Kulisse. Eine Stunde wanderten wir herum, bis wir vor lauter Hunger grantig wurden. Ab da nahmen wir uns vor, besser organisiert zu sein und auf unsere Nahrungszufuhr zu achten. Zurück am Strand gönnten wir uns bei windigen 20 Grad unsere ersten französischen Crépes und beobachteten die Wellen des wilden Atlantik.

Ab ins kühle Nass – der Atlantik ruft

Weiter ging´s nach Le Havre über den Port Normandie nach Deauville. Dieses entzückende Badeörtchen ist bekannt für seine Stars und Sternchen. Coco Chanel präsentierte hier ihre erste Strandkollektion und das zweitgrößte Filmfestival Frankreichs findet hier statt. Zahlreiche amerikanische Stars pilgern jedes Jahr nach Deauville. Wir machten einen Badestopp, packten die Bodyboards aus und genossen das relativ warme Wasser. Die Wassertemperatur war die Wärmste auf unserer Reise. Hier konnte man ohne Neoprenanzug ins frische Nass springen.

Gerne wäre ich länger geblieben, aber wir wollten noch weiter zu den Falaises Vaches Noires (Felsen der schwarzen Kühe) an den Strand der Ammoniten (Plage d´Ammonites).
Dieser Küstenabschnitt beherbergt fossile Schätze. Hier kann man 150 Millionen Jahre in der Zeit zurückreisen und zwar in die Jurazeit. Da unser Sohn ein riesiger Dino- und Ausgrabungsfan ist, war dieser Stopp ein Muss. Werden wir hier ein prähistorisches Skelett finden? Leider hatte er kein Glück, aber Spaß hatten wir auf alle Fälle. Nach einem abendlichen Picknick am Strand wussten wir noch nicht, wo wir unseren Van über Nacht abstellen wollten. Nach einiger Suche entschieden wir uns für den Strandort Houlgate. Dort fanden wir am Bahnhof einen kostenlosen Stellplatz bis 8 Uhr in der Früh. Danach war es ein Busparkplatz. Öffentliche Toiletten gab es auch – perfekt. Bevor wir uns zur Nachtruhe begaben, machten wir noch einen Strandspaziergang und holten uns eine Pizza. Bonne nuit!