Frankreich 2022 (Normandie, Bretagne, Paris): Der heilige Berg

Mont-Saint-Michel konnten wir natürlich nicht auslassen. Seit 1979 ist es UNESCO Kulturerbe und Tausende von Menschen pilgern dorthin. Auch wir machten uns auf den Weg. Etwa 45 Minuten waren wir bis zum Eingang des Klosterbergs unterwegs. Der Anblick war grandios und wir machten Bekanntschaft mit einem normannischem Schaf. Nach einem kurzen Picknick teilte uns Yona mit, dass er nun umkehren wolle und auf die Toilette müsse. Leider war weit und breit kein Busch in Sicht und auf den Klosterberg wollte er partout nicht. Ja, so ist das Reisen manchmal mit Kindern. Kompromisse sind zu machen und deshalb kehrten wir dem Mont Saint Michel den Rücken zu. Adieu! Ein bisschen wehmütig wurde mir dann schon ums Herz.

Auf zu den Piraten

Rein in den Van und weiter ging es in die Bretagne. Nächster Gedanke: Wo schlafen wir? Um auf diese Art zu reisen, muss Mensch flexibel sein. Wenn nicht, empfehlen wir es nicht!
Unsere ersten beiden auserkorenen Campingplätze waren voll – complète. Was nun? Mit Hilfe der Park for Night App navigierten wir uns nach Saint Malo zu einem Stellplatz neben dem Hippodrome. Dies kostete uns € 3,30 inkl. Busticket in die Altstadt. Parfait! Selbstreinigende Toiletten gab es auch (obwohl ich diese irgendwie gruselig finde). Am frühen Abend erreichten wir die Altstadt und flanierten durch die ehemalige Korsarenstadt. Zwischen dem 16.und 19. Jahrhundert war es eine berühmte Handelsstadt. Im 17. und 18. Jahrhundert verunsicherten Piraten wie Robert Surcourf und René Duguay-Trouin die Weltmeere und kaperten vor allem englische Handelsschiffe im Auftrag der französischen Krone. Saint Malo blühte auf.
Die Hafenstadt ist von gewaltigen Festungsmauern umgeben, auf denen wir auch spazieren konnten. Am nächsten Morgen frühstückten wir am Stadtstrand – Plage du Sillon und schwammen eine Runde. Danach entschieden wir uns spontan das Cap Fréhel zu umrunden.

Cap Fréhel

Das war eine super Idee, fanden wir dort doch einen wunderbaren Camping Municipal. Das sind Frankreichs Gemeindecampingplätze, die eine schöne Lage bieten, sehr günstig und ohne Reservierung anfahrbar sind. Es gab keine eingeteilten Parzellen und wir konnten uns einen Platz suchen. Jede/r stand, wo Mensch stehen wollte. Wir waren so begeistert von dem Platz, dem Strand, den Klippen und blieben statt einer gleich drei Nächte. Erst jetzt bemerkten wir, dass diese Art zu Reisen auch sehr anstrengend ist und wir ließen einfach nur die Seele baumeln, lasen, schwammen, paddelten…

Rosa Granitküste – Côte de Granit Rose

Nachdem ich ein paar Kommissar Dupin Bücher gelesen habe, wie „Bretonisches Leuchten“ wollte ich unbedingt die rosaroten Felsen der Küste sehen. Wir hatten Glück und bekamen noch einen Stellplatz am Camping Municipal de Dune. Wie der Name schon sagte, lag dieser an den Dünen mit einem pudrigen Sand.

O-Ton Kaia: „Das ist der pudrigste Sand, auf dem ich bis jetzt gegangen bin“. Das Wetter war zu Beginn regnerisch und kühl. Nachdem wir keinen Sitzplatz mit Tisch im Bus hatten, waren wir dem Wetter ausgeliefert. Unser Learning: wir werden uns ein Vorzelt besorgen, das uns vor Wind und Wetter beschützt. Wenn mir einmal kalt ist und ich Tee trinke, dann brauche ich etwas länger, um die Stimmung wieder zu heben.

Was uns nicht davon abhielt bei Ebbe über den Strand zu spazieren. Dieses faszinierende Schauspiel verändert die Landschaft hier im Norden sehr. Bei Flut sah alles anders aus und wir konnten den Weg nicht mehr passieren, sondern mussten schwimmen. Tags darauf war das Wetter ideal um am berühmten Zöllnerpfad entlangzuwandern – dem Sentiers de Douaniers. Die verschiedensten Felsformationen verwandelten sich in unserer Phantasie in die lebendigsten Kreaturen. Nach ca. 1h30 kamen wir an den Strand von Ploumanach, wo wir in das 17 Grad kühle Wasser sprangen.

Océanopolis in Brest

Nun waren wir bereit einen Museumstag einzulegen und fuhren nach Brest, um in die Tiefen des Ozeans einzutauchen und die unterschiedlichsten Kreaturen näher zu betrachten.
Erik Orsenna (Französischer Schriftsteller und Mitglied der Académie française): „Es gibt eine Tür in Brest, durch die man auf den Grund des Ozeans vordringen kann… “

Fortsetzung folgt!