Groß und Klein auf engem Raum. So geht es nicht nur in japanischen Großstädten zu. Auch wir vier haben uns für unsere Reise durch Japans Süden in einen kompakten Van geschlichtet. Für alle, die das Inselreich im Osten ebenfalls auf vier Rädern erkunden wollen, haben wir hier unsere Reisetipps zusammengefasst. Konnichiwa in Nihon!
Schon ziemlich eng hier. Vor allem, wenn auch das Surfboard im Auto unterkommen soll. Wohin mit dem Gewand? Und wie funktioniert nochmal die Wasserpumpe in der Spüle? Gestern noch feierten wir mit tausenden Japanern beim Tempelfest Hozuki-Ichi. Jetzt stehen wir auf einem Firmenparkplatz in Narita City etwas außerhalb von Tokio und uns dreht sich der Kopf. Alles kein Problem, denn Michael von Japan Campers weiht uns in die Geheimnisse des Nissan Caravan „Bross“ ein. Unsere letzte Frage vor der Abfahrt kann er aber nicht beantworten: „Nach rechts oder links?“
Wisdom of the Crowd
Die Antworten auf diese immer wiederkehrende Frage bekommen wir von Menschen die wir „nur“ digital kennen lernen. Jedes Mietfahrzeug ist nämlich mit einem mit Tipps und Empfehlungen prall gefüllten iPad ausgestattet. Neben schönen Stellplätzen für die Nacht finden wir auf einer, eigens für Kunden von Japan Campers angelegten Karte auf Google Maps mehrere hundert Markierungen zu Aussichtspunkten, Stränden, heißen Bädern (Onsen) und vielem mehr. Seit 2010 wird dieser Erfahrungsschatz laufend von Reisenden, aber auch von den campingbegeisterten Mitarbeitern erweitert und aktualisiert. Und auch wir fügen weitere Orte hinzu, die uns besonders gut gefallen. Schon bevor wir vom Parkplatz weg auf die 3500 Kilometer lange Abenteuerroute unserer Japanreise abbiegen möchten wir den kleinen digitalen Begleiter nicht mehr missen. Mit japanischer Genauigkeit weist er uns den Weg zu unserem ersten Ziel: Turn right.
Einen Campervan mieten
Wir haben uns für 22 Tage einen Campervan von Japan Campers gemietet. Für zwei Erwachsene und 2 Kinder (6 und 8 Jahre alt) war der Nissan Bross gerade groß genug für diese lange Zeit. Er ist aber auch noch so kompakt, um die vielen engen und oft verwinkelten Straßen Japans sicher befahren zu können.
Unsere Packliste in Kurzform:
- Kleidung für uns vier in zwei 50-Liter Rucksäcken
- Zwei Tagesrucksäcke mit dem Handgepäck und der Fotoausrüstung (1 Kompaktkamera, 1 Systemkamera, 1 GoPro)
- Surfboard (7’2) mit (fast) dem gesamten Strandequipment im Boardbag (Handtücher, Badehosen, Lycras, Bikinis, Badeanzüge, Schnorchelausrüstung)
- Zwei Bodyboards für die Kinder
Das kompakte Wohnmobil ist mit einer zweiten Batterie ausgestattet. Bei rücksichtsvollem Stromverbrauch (v.a. für Kühlschrank, Beleuchtung, Elektrogeräte aufladen) können wir so bis zu drei Tage an einem Platz verbringen, ohne den Motor starten zu müssen. Das kleine Waschbecken mit zwei Wasserkanistern (einer für sauberes Wasser, einer für das Abwasser) ist auch sehr praktisch. Den dritten 20 Liter-Kanister verwenden wir des öfteren als Not-Dusche, wenn kein Onsen oder keine öffentliche Dusche in Reichweite ist. Mit an Bord ist neben den nötigsten Küchenutensilien (Pfanne, Topf, Teller, Becher, Besteck) natürlich auch Bettwäsche, damit wir es uns in der Nacht so richtig bequem machen können.
See the Sights, not the Tourists
Diesem Motto folgen wir so gut es geht bei all unseren Reisen. Mit dem Campervan entdecken wir Japans entlegene Orte, besuchen aber auch die Must Sees, ohne in Touristenströmen unterzugehen. Die Flexibilität, die dieses rollende Zuhause bietet ist unschlagbar. Ein paar Dinge wie der Linksverkehr, die „Höchst“-Geschwindigkeit von 50 km/h auf praktisch allen Straßen und die heftigen Mautgebühren auf der Autobahn sind allerdings gewöhnungsbedürftig.
Unterwegs auf Japans Straßen
Abgesehen davon ist das Land per Auto aber wahnsinnig einfach zu bereisen. Fast alle Straßen sind auch auf Englisch beschildert, Supermärkte und öffentliche WCs (Tipp: auf Youtube nach „japanese toilet“ suchen und staunen) sind an jeder Straßenecke zu finden. Das Beste am Camping in Japan ist aber, dass man dafür nicht unbedingt Campingplätze braucht. Wo immer wir einen Ort finden, der uns gefällt, halten wir einfach an: an Michi-no-Ekis (über 1000 Raststationen, verteilt über ganz Japan), vor Tempeln und Schreinen, an einsamen Stränden und einmal sogar in einem dunklen Hinterhof in Osakas Hafenviertel. Die Kinder lieben ihr Hochbett im Heck des Vans. Aber nicht nur wir machen das so. Auch für Einheimische von jung bis alt ist es nicht ungewöhnlich im – oft sehr kleinen – Auto zu übernachten. Sorgen um unsere Sicherheit machen wir uns dabei nie, zählt Japan doch zu den sichersten Ländern der Welt. Die Menschen erleben wir als äußerst hilfsbereit und freundlich. Auf jede Frage gibt es eine höfliche Antwort oder, wenn die Sprachbarriere nicht überwunden werden kann, ein nettes Lächeln.
Bōsōzoku – the Sound of Bikes
Darauf werdet ihr in Japan mit ziemlicher Sicherheit treffen, wenn ihr auf Parkplätzen übernachtet: Bōsōzoku – die japanische Variante von (Auto- und Motorrad) Tuningclubs. Stundenlang werden die Motoren der Maschinen rhythmisch hochgejagt. Meist dauert das zweifelhafte Hörvergnügen bis max. 23 Uhr. Wenn es euch zu viel wird, dann müsst ihr euch spätabends noch nach einem anderen Parkplatz umsehen. Bis auf eine Nacht (da gings bis 4 Uhr früh rund) war es für uns aber ein lustiges Spektakel. 🙂 Seht und hört selbst:
Zu welcher Jahreszeit soll ich nach Japan reisen?
Grundsätzlich bietet sich Japan zu jeder Jahreszeit als Reiseziel an. Wir sind für vier Wochen von Anfang Juli bis Anfang August unterwegs. Die ersten 10 Tage haben wir mit ziemlich regnerischem Wetter zu kämpfen. Wir haben aber kein riesiges Problem, alles im Van trocken und sauber zu halten. Die ausrollbare Markise ist eine perfekte Erweiterung unseres rollenden Wohnzimmers. An der Küste ist es auch nach heißen sonnigen Sommertagen in der Nacht recht angenehm. Zum Ende unserer Reise haben wir Kyoto am Programm und dort haben wir mit sehr feuchter Hitze – auch in der Nacht – zu kämpfen. Es ist also ratsam die Reiseroute bei Bedarf (zu heiß, zu laut, zu feucht – Taifune!,…) anzupassen.
Einkaufen, Essen und Bargeld
Japan ist als sehr teures Reiseland verschrien. Ihr könnt auf eurem Trip sicherlich ein kleines Vermögen ausgeben – das muss aber nicht sein. Die Preise für Lebensmittel in den Supermärkten sind größtenteils auf österreichischem Niveau (außer Obst – das ist wirklich teuer). Auch die Rechnungen eurer Restaurantbesuche treiben euch nicht zwingend die Tränen in die Augen. Bei der richtigen Restaurantwahl werdet ihr schon ab 500 Yen (€ 4,19) satt.
Treibstoff kostet ebenfalls ähnlich viel wie in Österreich. Wenn ihr Tankstellen mit Self Service ansteuert spart ihr euch noch ein paar Yen pro Tankfüllung. Andererseits macht es auch Spaß, wenn beim Zufahren zur Zapfsäule drei bis vier Mitarbeiter heranstürmen um alle Scheiben, die Scheinwerfer und die Rückspiegel zu säubern.
Oft haben wir gehört, dass Bankomaten kaum zu finden sind und es schwer ist an Bargeld zu kommen. Das können wir aber nicht bestätigen. Ihr müsst nur darauf achten, dass nicht jeder Bankomat Maestro-Karten akzeptiert. In vielen Orten gibt es eine Filiale der Japan Post (Achtung: der Bankomat ist nur während der Öffnungszeiten zugänglich. Selbstbedienungsfoyers wie bei uns gibt es nicht.) oder eine Bankfiliale. Ansonsten gibt es bei (fast) jedem Standort der Supermarktkette Seven Eleven einen Bankomaten. Bei den anderen Supermarktketten (Lawsons und Family Mart) akzeptiert der Bankomat keine Maestro-Karten.
Unsere Reiseroute durch Japan
3500 Kilometer durch das südliche Japan. Hier der Link zur Karte auf Google Maps.
Etappe 1: Narita City – Cape Manazuru
Nach dem Start in Narita City nahmen wir die schnellste Route entlang der Tokio Bay nach Süden Richtung Kamakura. Die Küste ist hier recht dicht bebaut, deshalb konnten wir in den Abendstunden keinen passenden Parkplatz finden. Nach kurzer Suche auf der Karte sind wir noch ein paar Kilometer weiter bis zum Kap Manazuru gefahren. Dort fanden wir einen idyllischen Stellplatz direkt am Kap. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 2: Cape Manazuru – Lake Ashi
Hakone am Lake Ashi ist ein beliebtes Ausflugsziel für Großstädter. An klaren Tagen hat man vom See aus einen wunderbaren Blick auf den Mt. Fuji. Wir sahen leider nur Regenwolken 🙁
Der Stellplatz direkt am Seeufer war aber sehr schön. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 3: Lake Ashi – Tahara Long Beach
Der Tahara Long Beach ist ein kilometerlanger feiner Sandstrand. Strand und Parkplatz sind bei Surfern sehr beliebt – auch bei Regen 🙂
Der Parkplatz befindet sich direkt am Strand. Ihr findet dort auch einen Michi-no-eki und einen kleinen Surfshop. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 4: Tahara Long Beach – Nara
Nara ist zwar ein echter Hotspot für Touristen, aber trotzdem einen Besuch wert. Besonders die Kinder hatten riesigen Spaß die vielen frei herumlaufenden Hirsche im Nara-Park zu sehen und zu füttern. Der kostenlose Parkplatz befindet sich sehr schön gelegen auf einem Hügel über der Stadt. Lasst euch nicht von den Jugendlichen mit ihren Motorrädern abschrecken. Die wollen nur spielen 🙂 und sind meist nach 22 Uhr verschwunden. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 5: Nara – Osaka
Nach den vielen Tempelbesuchen in Nara war Osaka mit den Universal Studios ein echtes Kontrastprogramm. Der Parkplatz in einem Hinterhof in Osakas Hafenviertel war weniger idyllisch aber genauso abenteuerlich. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 6: Osaka – Awaji Island
Nach einem aufregenden und spaßigen Tag in den Universal Studios wollten wir nicht noch einmal in Osaka übernachten. Darum fuhren wie weiter nach Süden in Richtung Shikoku. Direkt unter der beeindruckenden Akashi-Kaikyo-Brücke gibt es einen Parkplatz. Dort findet ihr auch einige Restaurants und ein kleines Stück entfernt sogar einen Onsen. Wir verbrachten hier eine ruhige Nacht und hofften auf schönes Wetter am nächsten Tag. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 7: Awaji Island – Hiroshima – Omishima Island
Am nächsten Tag war es tatsächlich trocken – aber nur unter der Brücke. Überall sonst regnete es 🙂
Darum änderten wir unsere Pläne und statt an den Strand fuhren wir nach Hiroshima. Wir besuchten den Peace Memorial Park und schlenderten durch die Stadt. Am späten Nachmittag fuhren wir mit der Fähre weiter nach Miyajima Island. Allerdings ohne Auto. Noch am späten Abend zog es uns nach Omishima Island, weiter wo wir übernachteten. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 8: Omishima Island – Irino Beach
Endlich besserte sich das Wetter und wir machten uns auf den Weg nach Shikoku – der kleinsten der vier japanischen Hauptinseln. Unser erster Halt war ein Parkplatz am Irino Beach, einem langen sandigen Strand. In der Kleinstadt Shimanto und im Ort direkt am Irino Beach findet ihr Supermärkte, Restaurants und Waschsalons. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 9: Irino Beach – Cape Muroto
Am Weg nach Norden könnt ihr den kurzen und schnelleren Weg nehmen, oder das Kap Muroto umkurven – was wir euch dringend empfehlen. Das Kap bietet einen wundschönen Kontrast zu den Sandstränden in der Kochi-Präfektur. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 10: Cape Muroto – Shirahama Beach
Ein paar Kilometer nördlich des Kap findet ihr das Muroto Global Geopark Center. Bei freiem Eintritt könnt ihr euch hier über die einzigartige Fauna und Flora am Kap Muroto informieren. Noch ein Stück weiter gelangt ihr vorbei am Ikumi Beach (Tipp: Swell checken und wenn es Wellen gibt, dann ab aufs Surfboard) zum Shirahama Beach. Direkt am wunderschönen Sandstrand findet ihr einen Parkplatz mit öffentlichem WC und ein sehr empfehlenswertes Restaurant. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 11: Shirahama Beach – Kyoto
Schweren Herzens ließen wir den Pazifik hinter uns und fuhren weiter nach Norden Richtung Kyoto. In der alten Hauptstadt Japans verbrachten wir zwei feucht-heiße Nächte. Checkt unbedingt die Wettervorhersage, wenn ihr im Sommer nach Kyoto fahrt – es wird wirklich heiß! Die erste Nacht verbrachten wir auf einem großen (Bus-)Parkplatz in Arashiyama. Kurz zusammengefasst: günstig und ruhig. Für die zweite Nacht entschieden wir uns für einen Parkplatz vor dem Funishi-Inari-Taisha Schrein. Kurz zusammengefasst: gratis, heiß, laut und parken während der Nacht eigentlich nicht erlaubt. Zusammen mit dem gratis Parkplatz am Higashiyama Mount Peak Park (kurz zusammengefasst: schöne Aussicht, aber weiter Fußweg in die Stadt, schmutziges WC) sind das die beiden Parkplätze, die wir nicht empfehlen können.
Etappe 12: Kyoto – Hamamatsu
Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht und einem Rausschmiss vom Parkplatz besuchten wir bereits vor Sonnenaufgang Funishi-Inari-Taisha Schrein mit seinen unzähligen roten Torii und den Kinkaku-ji mit seinem goldenen Pavillon. Am Abend wollten wir unbedingt der Hitze der Stadt entkommen und fuhren noch einmal ans Meer. In Hamamatsu übernachteten wir auf einem sehr großen und ruhigen Parkplatz (aber sehr schmutziges WC!) direkt am Meer in der Nähe der Nakatajima-Sanddünen. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 13: Hamamatsu – Lake Yamanaka
Ein letztes Mal nutzten wir die Gelegenheit ein paar Wellen abzureiten und am Nachmittag machten wir uns auf den Weg zurück Richtung Tokio. Unsere letzte Nacht im Campervan wollten wir aber nicht mehr in der Hitze verbringen. Darum nahmen wir einen kleinen Umweg zum Lake Yamanaka in Kauf. Wir wurden mit angenehmen Temperaturen und einem fantastischen Sonnenuntergang am See mit Blick auf den Mt. Fuji belohnt. Hier findet ihr den Ort auf Google Maps.
Etappe 14: Lake Yamanaka – Narita City
Zum Abschluss unserer Reise besuchten wir das Ghibli Museum im Tokioter Stadtteil Mitaka – eine Empfehlung für Groß und Klein!